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1. Alte Geschichte - S. 124

1879 - Dillenburg : Seel
— 124 — beendigen können. Statt dessen verbrachte er den ganzen Winter mit Kleopatra in Athen und Ephesus in schwelgerischen Lustgelagen. Im Frühlinge des folgenden Jahres (31 v. Chr.) erschien Octavian mit einer Flotte im ambraeischen Busen. Die Kriegsmacht des Antonius bestand ans 100 000 Mann Fußsoldaten, 12 000 Reitern und 500 wohlbemannten Schiffen. Octavian hatte nur 80 000 Mauu Fußvolk, 12 000 Reiter und 260 Schiffe. Am 31 Vorgebirge Aetium kam es zur Seeschlacht (31 v. Chr.), in v-Chr. welcher die kleinen, aber leichter beweglichen Schiffe des Octavian den ungeheuren Schiffswall des Antonius durchbrachen. Octavian errang den Sieg und mit ihm die Weltherrschaft. Das Landheer des Antonius ergab sich, als es nach sieben Tagen gewisse Nachrichten von der Flucht des Antonius erhielt. Als die Schiffe des Octavian in die zusammengedrängte feindliche Flotte eindrangen, ergriff Kleopatra mit ihren sechzig egyptischen Schiffen die Flucht, obwohl noch gar keine Gefahr vorhanden war. Antonius, dies an dem purpurrothen Segel der Kleopatra erkennend, folgte ihr nach. Die Schlacht daneite fort, da die Entfernung des Antonius uur von wenigen bemerkt worden war. Erst als Agrippa, der Feldherr des Octavian, Feuer in die feindlichen Schiffe werfen-ließ, entschied sich die Schlacht. Nun wandte sich Octavian über Kleinasien gegen Syrien, um von da aus Egypten zu unterwerfen. Sofort knüpfte Kleo-pätra Unterhandlungen mit ihm an, und um ihn ganz gewiß sich geneigt zu machen, ließ sie Heer und Flotte zu ihm übergehen. Darüber erzürnt, eilte Antonius zu ihr, um ihr Vorwürfe zu machen; sie aber ließ ihm sagen, sie habe sich den Tod gegeben. Voll Verzweiflung stürzte er sich in sein Schwert: als er aber hörte, daß sie noch lebe, verlangte er, an ihrer Seite zu sterben. In ihren Armen hauchte er seinen Geist aus. Nun versuchte sie ihre Künste an Octavian, aber vergeblich. Er behandelte sie zwar freundlich, jedoch nur, um sie zu seinem Triumphzuge aufzubewahren. Als sie dies merkte, tödtete sie sich durch ©ist. Während eines Mahles brachte ihr ein Diener ein Körbchen schöner Feigen. Darauf schickte sie den Wärter, den ihr Octavian gegeben, mit einem Briese an diesen. Der Brief enthielt die Bitte an Octavian, sie neben Antonius zu begraben. Schnell sandte Octavian einige Diener zu ihr; diese aber fanden sie in ihrem Königsschmucke auf ihrem Ruhebette schon todt liegen; eine ihrer Dienerinnen war ebenfalls schon todt und die andere sank gleich darauf leblos nieder. Nach anderer Erzählung soll sie giftige Schlangen an ihre Brust gesetzt und sich so getödtet haben. Egypten ward eine römische Provinz, stand aber nicht unter

2. Alte Geschichte - S. 81

1879 - Dillenburg : Seel
— 81 — wie er sich stellte, zeigte sich mehrfach. So machte er dem Orakel zu Delphi einen Stab von Kornelkirschholz zum Geschenk, der innen hohl und mit Golb gefüllt war. Dieser war, ba er scheinbar werthlos, in Wirklichkeit aber sehr werthvoll war, ein Sinnbilb seiner selbst. — Nachbem die Jünglinge die Antwort des Orakels erhalten hatten, fragten sie basselbe noch, wer von ihnen nach dem Tode des Königs den Thron bekommen würde. Das Orakel antwortete: „Der, der zuerst seine Mutter küssen wirb." Die Prinzen beeilten sich beshalb, nach ihrer Rückkehr ihre Mutter zu küssen; aber Brutus hatte unter der Mutter die Erbe, die Mutter aller Menschen, verstauben. Bei der Lanbuug in Italien stellte er sich beshalb, als ob er niebersalle, und inbem er mit seinen Lippen die Erbe berührte, erfüllte er bett Spruch des Orakels. Die Bebrückuugen, welche Reiche und Arme zu bulben hatten, erregten allgemeinen Unwillen, der in Folge einer Schanbthat des Sextns Tarquinius sich bis zum Aufruhr in Volk und Heer steigerte. Währenb der Belagerung Arbea's, der Hauptstabt der Ruiuler, waren die königlichen Prinzen bei Sextns zu einem Schmaufe versammelt. Dabei kam man auch auf die Frauen zu sprechen, und jeber behauptete, die beste und würbigste zu haben. Da machte Collatinus den Vorschlag, die Frauen zu besuchen, und je nach den Beschäftigungen, bei benen bieselben gefunben würden, sollte die Entfcheibnng getroffen werben. Der Preis würde ßucretia zuerkannt, der Gemahlin des Collatinus, welche man beim Spinnen antraf, währenb die andern ihre Zeit mit Lustbarkeiten verbrachten. Nachbem die Prinzen tüieber in das Lager zurückgekehrt waren, kam eines Tages Sextns allein nach Collatia zu Sucretia und fügte ihr die schänblichste Mishanblung zu. Nach seiner Abreise ließ sie ihren Vater und ihren Gemahl rufen, erzählte ihnen, was man ihr angethan hatte, und forberte, daß man Rache nehme; dann stach sie sich vor bett Augen der Anwesenben den Dolch in die Brust. Bei dem Blute des Weibes ließ dann Brutus die Freunbe schwören, diese That an dem ganzen Königshanse durch Abschaffung der Königswürbe zu rächen. Man trug die Leiche auf den Markt und erzählte dem Volke das Geschehene. Mit den bewaffneten Bürgern von Collatia zog Brutus nach Rom, wo er dem versammelten Volke alle Schanbthaten des Tarquinius vorhielt und es zur Rache aufforberte. So beschloß das Volk im Jahre 510 v. Chr. die Abschaffung der Königswürbe und die 510 Verbannung der königlichen Familie. Das Heer, das noch vor ”• 6^r-Arbca lag, nahm bte Nachricht und den Ueberbringer berselben, den Hopf, Lehrbuch. 6

3. Alte Geschichte - S. 131

1879 - Dillenburg : Seel
— 131 — Zu ihren unrühmlichen Eigenschaften sind zu zählen: 1. Die Völlerei und Trunksucht. Meth und Bier wurden gar oft unmäßig von ihnen getrunken. Tag und Nacht hintereinander fort zu trinken, galt nicht etwa als Vorwurf. Bei ihrer Trunkenheit kam es vielfach zu Zwistigkeiten, welche meist mit Verwundung und Todtschlag endeten. Auch Ehebündnisse und Friede mit dem Feinde wurden bei Trinkgelagen berathen und beschlossen. Alle Rathsversammlungen waren mit Gelagen verbunden, doch wurde das, was beschlossen worden war, am andern Tage nochmals berathen; „sie rathschlagten, wenn sie zur Verstellung unfähig waren, und beschlossen, wenn sie nicht irren konnten." 2. Ihre Spielwuth. Das Spiel, besouders das Würfelspiel, liebten sie leidenschaftlich. Da wurde alles eingesetzt: Haus und Hof, Weib und Kind, und war alles verspielt, so setzte man noch die eigne Person auf den Wurf. Ging auch dieser Wurf verloren, so war der Deutsche redlich genug, dem Gewinnenden ohne Widerrede und ohne Widersetzlichkeit in die Sclaverei zu folgen. 3. Die Streit-und Rachsucht. Im Frieden war ihnen nicht lange wohl; gabs keinen Krieg, so suchten sie Händel untereinander oder mit Fremden. Beleidigungen wurden nur selten vergeben; der Feind mußte büßen; die Blutrache war bei ihnen Sitte und Pflicht. Die Feindschaften des Vaters erbten fort auf die Kinder. Doch war auch Versöhnung zwischen den Verfeindeten möglich. Ein Todtschlag z. B. wurde gesühnt durch eine gewisse Anzahl von Zugthieren und kleinerem Vieh. Der geschlossenen Versöhnung traten alle Verwandten des Beleidigten bei. In der Kindererziehung waren die Germanen sehr sorgfältig. Die Abhärtung des Körpers begann schon bei der Geburt; unmittelbar nach derselben wurde das Kind in kaltes Wasser gelegt; schon in zartem Alter suchte man das Kind an Wind und Wetter zu gewöhnen. Die Knaben wurden schon frühzeitig mit auf die Jagd genommen und in der Handhabung der Waffen geübt. Ein Lieblingsspiel der Jünglinge bestand darin, nackt zwischen entblößten Schwertern und starrenden Lanzen, welche ihnen von Männern in Reihen entgegengehalten wurden, furchtlos zu tanzen. Empfangene Wunden achtete man nicht. Der schönste Tag für den Jüngling war der, wenn er in öffentlicher Volksversammlung von seinem Vater oder dem Fürsten des Stammes

4. Mittelalter - S. 15

1879 - Dillenburg : Seel
— 15 — Augen, durch freundliche, heitere Gesichtszüge, eine helle, klare Stimme, durch männliche, königliche Haltung voll Würde und Hoheit. Seine Gesundheit erhielt und kräftigte er durch fleißige Ausübung der Jagd, durch öfteres Fechten, Reiten und Schwimmen, daneben durch die größte Mäßigkeit in allen Genüssen. Trunkenheit verachtete er; Gastereien kamen nur an Festtagen vor. Während des Mahles liebte er Gesang und Saitensviel, oder er ließ sich von alten Helden und ihren Thaten vorlesen. In der Kleidung war er sehr einfach; während seine Hofleute Putz und Kleiderpracht liebten, kleidete er sich kaum besser als sein Volk; nur bei Festlichkeiten oder wenn fremde Ge-Karl der Große. sandte vor ihm erschienen, legte er königlichen Schmuck an. Er war geistig gewandt und vermochte klar und scharf zu denken. Da er in seiner Jugend das Schreiben nicht erlernt hatte, so bemühte er sich noch in späteren Jahren, dasselbe zu erlernen; Nachts hatte er immer eine kleine Schreibtafel unter dem Kopfkissen, um in etwa schlaflosen Stunden seine Hand, die des Schwertes mehr gewohnt war, als der Feder, zu üben. — Jeden Tag besuchte er zweimal die Kirche; den Armen wandte er viele Unterstützungen zu; seine Wohlthätigkeit erstreckte sich nicht blos auf seine Unterthanen, sondern sogar über das Meer, überall dahin, wo er von notleidenden und bedrängten Christen hörte. Auch sein Familienleben war ein anziehendes; er war ein treuer Sohn gegen seine Mutter, die er bis an ihren Tod hoch ehrte, ein treuer Bruder gegen

5. Mittelalter - S. 54

1879 - Dillenburg : Seel
— 54 — und nach Frankreich, um die Gemüther der abendländischen Christen auf den heiligen Zug vorzubereiten; dann berief er eine Kirchenversammlung nach Piacenza*) und später nach Clermont**). Beide Versammlungen waren sehr zahlreich besucht, besonders die letztere, bei welcher der Papst selbst auftrat und in feuriger Rede die Anwesenden aufforderte, daß jeder sich selbst verleugne und das Kreuz des Herrn ans sich nehme. Der Eindruck war so gewaltig, daß aus allen Kehlen der Ruf ertönte: „Gott will es! Gott will es!" Diejenigen, welche sich zur Betheiligung an einem Zuge bereit erklärten, hefteten sich ein rothes Kreuz auf die Schulter und erhielten davon den Namen Kreuzfahrer. Schon im Frühjahre 1096 zogen zahlreiche Scharen unter der Führung Peters von Amiens weg; ausgehungert und zerlumpt kamen sie in Constantinopel an, wo man froh war, sie baldigst wieder los zu werden. In Kleinasien schon unterlagen diese ungeordneten Scharen der Uebermacht der Türken. Im August desselben Jahres 10% trat ein geordnetes Heer von 600 000 Mann unter der Führung Gottfrieds von Bouillon***) den Zug nach dem heiligen Lande an. Des griechischen Kaisers bemächtigte sich Schrecken und Entsetzen vor diesem großen Heere;_ er verlangte von den Führern der einzelnen Scharen den Lehnseid und das Versprechen, alle dem oströmischen Reiche von den Türken weggenommenen Städte zurückzugeben; dann ließ er sie nach Kleinasien übersetzen. Im Mai 1097 langte der Zug vor Nicaaf) an; ein heranziehendes Heer von Seldschnken ward geschlagen, und die Belagerung der Stadt begann. Als dieselbe sich nicht mehr halten konnte, pflanzte sie die griechische Flagge auf und schützte sich so vor Eroberung und Plünderung. Wohl murrten die Kreuzfahrer darüber, daß die gehoffte Beute ihnen entgehen sollte, denn die Nahrungsmittel waren ausgegangen, und man hatte allgemein eine Ruhezeit in der Stadt erwartet. Nur Gottfrieds Hinweis auf den geleisteten Eid, sowie reiche Geschenke des griechischen Kaisers an die Führer und an die Krieger vermochten letztere vom Sturme abzuhalten. Von Nicäa ans wandte sich das Heer nach Antiochien (in Syrien). Der Weg dahin war ein außerordentlich mühevoller; die Hitze war entsetzlich; kein Wald spendete Schatten; die Krieger erstickten fast in ihren Eisenpanzern; dazu fehlte das Wasser, so *) spr. Pjatschensa. **) spr. Klärmong. ***) spr. Bujong. t) Nicäa liegt östlich vom Marmara-Meer.

6. Mittelalter - S. 73

1879 - Dillenburg : Seel
Stühle von verschiedenen Formen, oft mit reicher Schnitzarbeit i versehen, Arm- und Lehnsessel mit werthvoller Polsterung, große t Kleidertruhen und mächtige Betten; letztere waren meist so hoch, i daß man auf mehreren Stufen zu denselben emporsteigen mußte: k an der Ueberwölbung des Bettes waren Malereien angebracht, I von den Rändern hingen Gardinen herab. — Die Mahlzeiten waren gewöhnlich ziemlich einfach; was das Wasser, der Wald und der Gemüsegarten lieferte, erschien an den gewöhnlichen Tagen auf der Tafel auch des reichsten Burgherrn; nur bei Festlichkeiten 1 hatte die Kochkunst Gelegenheit, sich sehen zu lassen. Bei den ; weniger bemittelten Rittern trank man den altdeutschen Gerstensaft,'die reicheren zogen den Wein vor, große Trinkgefäße aus ; Holz, Zinn, Gold, Silber oder Krystall gingen fleißig in die : Runde. ' Man hatte nur zwei Mahlzeiten, das Frühmahl und das Nachtessen, nach welchen beiden sich die Einteilung des !| Tages richtete. Für die Erziehung der Jugend geschah wohl manches, nach ■ unsern Begriffen freilich recht wenig. Wenn der Knabe sich nicht dem geistlichen Stande widmete, sah man auf die Ausbildung des Geistes nur wenig und war zufrieden, wenn der Knabe einige Gebete, den Glauben, die Beichtformel und eine Anzahl von Turnier-Regeln auswendig wußte. Lesen und Schreiben lernte der angehende Ritter nicht, selbst berühmte Dichter ritterlicher Abstammung, wie z. B. Wolfram von Eschenbach, verstanden es nicht. Desto mehr sah es die Knaben-Erziehung ab auf ritterliche Tüchtigkeit auf der Jagd und im Kriege, auf ritterlichen Umgang mit Frauen und auch wohl auf die Kunst, die Harfe zu spielen. In der Mädchenerziehung sah man besonders auf Tüchtigkeit im Haushalte und in den Handarbeiten. Fürstentöchter erhielten besondere Erzieherinnen und eine Anzahl von gleichalterigen Mädchen aus den besten Familien des Landes als Gespielinnen; wer von den reichen Adligen seine Töchter nicht am Hofe des Fürsten unterbringen konnte, gab sie in die Klöster zur Erziehung. Die Mädchen und Fronen waren des Lesens und Schreibens kundig, viele hatten auch Interesse an den Dichtungen gleichzeitig lebender Dichter. Die Gastfreundschaft war eine Hanpttugend der Ritter. Wenn ein Gast ankam, so empfing man ihn in der Ehrenhalle, nahm ihm die schwere Rüstung ab, bot ihm einen Labe- und Willkommentrunk, bereitete ihm ein Bad und reichte ihm dann einen rcirten, frischen Anzug. Darnach begab er sich in die Familie;

7. Neue und neueste Geschichte - S. 11

1880 - Dillenburg : Seel
— 11 — den Worten zurück: „Ich will nicht mit Sigismund erröthen." Da zwei Kurfürsten (auch der Landesherr Luthers) bereits abgereist waren, so suchte der Kaiser das Werk Luthers noch dadurch zu hindern, daß er den vier andern Kurfürsten das Wormser Edikt zur Unterschrift vorlegte. In demselben wurde die Verbreitung der neuen Lehre strenge verboten, Luther für einen Ketzer erklärt und die Reichsacht über ihn ausgesprochen. Darnach reiste der Kaiser ab nach Spanien und überließ die Regierung des Reiches einem Collegium von Reichsfürsten, an dessen Spitze sein Bruder Ferdinand stand. e. Luther auf der Wartburg. Noch ehe die Frist des freien Geleites abgelaufen war, befand sich Luther in Sicherheit; Friedrich der Weise hatte dafür gesorgt. Als Luther auf der Rückreise von Eisenach seitwärts fuhr, um einige Freunde zu besuchen, überfielen mehrere bewaffnete und verkappte Reiter seinen Wagen, rissen ihn heraus und schleppten ihn mit in den Waldbaus weiten Umwegen wurde er in der Nacht aus die Wartburg (bei Eisenach) gebracht. Hier erhielt er den Namen Junker Georg, mußte sich ritterlich kleiden, Bart und Haupthaar wachsen Jsaffeit und sich ritterliche Sitten und Geberden angewöhnen und fleißig mit den andern Rittern auf die Jagd gehen. Freilich gefiel ihm das Leben auf der Wartburg nicht; er schrieb an einen Freund: „Ich wollt lieber zur Ehre Gottes auf glühenden Kohlen brennen, als hier in der Einsamkeit halb leben und verfaulen." Meist saß er in seinem Zimmer und studirte oder schrieb Briese, welche durch geheime Boten an seine Freunde befördert wurden. Seine Gegner hielten ihn für todt, da er so plötzlich spurlos verschwunden war. Aber Luther lebte, und die Zeit seines Aufenthaltes auf der Wartburg gereichte feinem Werfe zu mächtiger Förderung. Das Mittel dazu war Luthers Bibelübersetzung in die deutsche Sprache, welche er auf der Wartburg begann. Es gab wohl schon deutsche Bibeln, aber diese waren nicht nach dem Grundiert der Heil. Schrift, sondern nach der lateinischen Bibel, der Vulgata, (vom Kirchenvater Hieronymus) übersetzt. Luther dagegen übersetzte direkt ans den Grundsprachen. Es war ein außerordentlich schwieriges und mühevolles Werk, die alten Schriftsteller so ins Deutsche zu übertragen, daß es von jedermann verstanden werden konnte; ein einzelner Spruch, ja ein einziges Wort Hat oft tage-, ja wochenlange Arbeit erfordert. Die (Schwierig-O

8. Neue und neueste Geschichte - S. 88

1880 - Dillenburg : Seel
— 88 — zu sich kommen und wies sie 7trt oft derber Weise zurecht. Besonders die Faullenzer und Tagediebe konnte er nicht leiden, und wenn der König kam, arbeiteten gewiß alle, welche in seinem Gesichtskreise waren, viel emsiger. Die Berliner suchten sich, so viel als möglich, seinen Blicken zu entziehen. Einst lief auch einer, der den König daherkommen sah, vor ihm davon; der König aber holte ihn ein und fragte: „Warum läufst du?" „Weil ich mich vor Ew. Majestät fürchte!" war die Antwort. Voll Zorn über diese Antwort rief der König aus: „Ihr sollt mich nicht fürchten, ihr sollt mich lieben!" und dabei bläute er dem Flüchtling den Rücken. Abends nach Beendigung der Geschäfte, etwa um fünf oder sechs Uhr, begab sich der Köuig in seine Abendgesellschaft, das Tabakseolleginrn. Zu derselben lud er Generäle, Stabs-offictere und Minister; die Unterhaltung mußte möglichst frei und ungezwungen fein; der König galt nicht als König, sondern als Oberst. Für jeden Gast war eine Pfeife vorhanden, in einem geflochtenen Körbchen stand Tabak auf dem Tische; der König liebte es, wenn alle rauchten, wer nicht rauchte, mußte wenigstens eine Pfeife in den Mund nehmen. Vor jedem Gast stand ein Krug mit Bier, auf einem Nebeutifche stand ein Topf mit Butter, daneben Brot, Schinken und Braten. Damit die Unterhaltung möglichst zwanglos bleibe, hatte kein Diener Zutritt; jeder Anwesende mußte sich selbst bedienen. Die Unterhaltung selbst erstreckte sich auf allerlei Gegenstände; der König sprach von seinen Absichten und Plänen, von allerlei Personen und Sachen; jeder durfte und sollte feine Ansichten frei und offen äußern; hier konnte der Köuig auch Widerspruch ertragen. Diese Gelegenheit benutzten denn auch die Generäle und Minister, ja selbst fremde Gesandte, um dem König Dinge zu sagen oder manches von ihm zu erlangen, dessen man sich sonst nicht getraute. In dem Tabakscollegium sind viele wichtige Angelegenheiten berathen und beschlossen worden. Neben der ernsten Unterhaltung gab es auch Scherze, ja derbe Späße; es wurden allerlei Schnurren erzählt, treffende Witze aufgetischt, und jeder mußte sich einen Scherz mit feiner Person gefallen lassen. g. Kriege unter Friedrich Wilhelm I Bald nach dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelm's wurde der Friede zu Utrecht geschlossen, durch welchen der spanische Erbfolgekrieg zum Theil beendet wurde. Preußen erhielt in diesem Frieden das Herzog-

9. Neue und neueste Geschichte - S. 106

1880 - Dillenburg : Seel
— 106 — Jede Stunde des Tages hatte ihre Bestimmung; Arbeit und Erholung wechselten mit einander ab, und diese Tageseintheilung wurde vom König mit großer Strenge inne gehalten. Früh, schon um vier Uhr, stand der König aus, zog sogleich seine Reiter-stiesel an und begab sich an seinen Arbeitstisch, um die währeud der Nacht sür ihn eingegangenen Briefe zu lesen oder sich vorlesen zu lassen. Nachdem die Adjutanten Bericht erstattet und Befehle empfangen hatten, nahm der König das Frühstück ein, worauf er eine bis zwei Stunden die Flöte blasend in seinem Zimmer auf- und abging. Darans traten Räthe ein, überreichten ihm die gemachten Auszüge, auf welche er Bescheid ertheilte; darnach las und schrieb er Briese. Punkt zwölf Uhr begann die Mittagstafel. Der König selbst bestimmte Tags zuvor die Gerichte ; an Leckerbissen durfte es nicht fehlen; merkwürdig war seine Abneigung gegen den Rheinwein; er trank fast nur französische Weine. Bei Tische sah er gerne Gesellschaft und zog berühmte Gelehrte und tüchtige Officiere oft zur Tafel, wobei er freie, ungezwungene Unterhaltung liebte. Nach Tische blies er wieder eine Stunde Flöte, dann unterzeichnete er die bereit liegenden Briese und ging spazieren. Die Zeit von vier bis sechs Uhr war schriftstellerischen Arbeiten gewidmet. Nach der Abendmahlzeit, welcher meist ein eine Stunde dauerndes Conzert vorausging, in welchem er oft selbst mitwirkte, versammelte er wieder eine Anzahl gebildeter Männer zu heiterer Unterhaltung um sich. Die Unterhaltungssprache war die französische Sprache, da er das Deutsche nicht liebte, weil er es nicht hinreichend kannte. Im Jahre 1750 siedelte Voltair nach Berlin über und bereitete dadurch Friedrich große Freude; diese aber dauerte nicht lange, denn bald hatte Friedrich das Wesen dieses Franzosen klar durchschaut und beide schieden, nachdem sie sich viel Unangenehmes gesagt hatten, von einander. Später kam eine Aussöhnung zu Stande, so daß beide wieder brieflich mit einander verkehrten. Die einmal festgesetzte Lebensweise wurde nur daun verlassen, wenn der König im Krieg oder auf Reifen sich befand. Auf letzteren erkundigte er sich nach allem, ließ Landräthe oder Amtleute neben seinem Wagen herreiten und über ihre Amtsbezirke Bericht erstatten; auch durfte jedermann ihm nahen und ihm Gesuche überreichen oder mündlich vortragen. Ganz besondere Sorgfalt wandte 'der König dem Ackerbau zu; mit allen Mitteln suchte er denselben zu heben; er zog An-

10. Neue und neueste Geschichte - S. 9

1880 - Dillenburg : Seel
machte man Luther darauf aufmerksam, daß ihm vielleicht ein ähnliches Schicksal, wie es einst den Hus erreicht, bevorstehe; aber Luther erwiderte: „Und wenn man zwischen Worms und Wittenberg ein Feuer machte, das bis an den Himmel reichte, so wollte ich doch hin." In der Nähe von Worms warnte ihn ein angesehener Ritter, Franz von Sickingen, die Stadt zu betreten und bot ihm seine Burg als Zufluchtsort au; auch Luthers Freund, der Hofprediger Spalatin, trug ernste Bedenken und bat Luther, nicht so geraden Weges in die Stadt zu gehen; Luther antwortete: „Und wenn so viel Teusel in Worms wären, als Ziegel auf den Dächern, so ginge ich doch hin." Am 16. April kam Luther in Worms an; als es bekannt wurde, daß er in der Stadt sei, eilte das Volk herbei, ihn zu sehen; man zählte 2000 Menschen, welche sich um ihn drängten. Die Erwartung, welche er erregte, war um so größer, als sämmtliche Fürsten, auch die streng katholischen, Beschwerdeschriften gegen die Entartung der Kirche und gegen den römischen Hof mitgebracht und der Reichsversammlung vorgelegt hatten. — Schon am folgenden Morgen wurde Luther mitgetheilt, daß er nachmittags 4 Uhr vor dem versammelten Reichstage zu erscheinen habe. Diese Zeit aber war bekannt geworden, und als daher Luther gegen 4 Uhr von dem Reichsherold abgeholt wurde, war die Volksmenge, welche herbeigeeilt war, um Luther zu sehen, so groß, daß er durch Seitengäßchen und Gärten hindurch seinen Weg nehmen mußte, um vor den Reichstag zu gelangen. Als er die Treppe zu dem Hause, in welchem der Reichstag versammelt war, emporstieg, klopfte ihm ein alter Kriegsmann, Georg von Fruudsberg, auf die Schulter und sprach: „Mönchlein, Mönchlein! Du gehst jetzt einen Gang, desgleichen ich und mancher Oberster auch in der allerernstesten Schlachtordnung nicht gethan haben. Bist Du aber deiner Sache gewiß, so fahre in Gottes Namen fort und sei getrost, Gott wird Dich nicht verlassen." Nach zweistündigem Warten wurde er vor die Reichsversammlung geführt, da saß der Kaiser auf erhabenem Throne, umgeben von vielen Fürsten, Bischöfen, Rittern und Gesandten. Als er den einfachen Mönch erblickte, soll er gesagt haben: „Der soll mich nicht zum Ketzer machen." Darauf wurde er gefragt, ob er die auf einem Tische liegenden Bücher als die seinigen anerkenne, und ob er die darin enthaltene Lehre widerrufen wolle. Luther, geblendet von dem ihn umgebenden Glanze, war anfangs schüchtern; mit nur schwacher und unsicherer Stimme erklärte er die Bücher
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